Dörthe Priesmeier über klimafitte Gärten: Diese Pflanzen überleben den Wandel

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Die passionierte Hobbygärtnerin Dörthe Priesmeier setzt auf robuste Pflanzen, die auch mit Trockenheit und Wetterextremen klarkommen.

Manche Gärten sehen nach dem dritten Hitzesommer aus wie Mondlandschaften. Andere blühen weiter, als wäre nichts gewesen. Dörthe Priesmeier wundert das nicht. Sie hat schon vor zehn Jahren aufgehört, gegen das Wetter zu kämpfen. Ihre Strategie: mediterrane Kräuter statt Hortensien, heimische Wildstauden statt Hybrid-Rosen, alte Obstsorten statt moderne Züchtungen. Klingt nach Kompromiss? Ist aber keiner. Diese Pflanzen sehen nicht nur gut aus, sie halten auch was aus.

Letzten August stand Dörthe Priesmeier in einem Garten, der aussah wie ein Schlachtfeld. Braune Rasenflächen, wo mal Grün war. Hortensien mit hängenden Köpfen. Ein Rhododendron, schwarz wie Kohle. „Drei Wochen ohne Regen“, sagte die Besitzerin entschuldigend. Als hätte sie das Wetter persönlich bestellt. Dabei war das Problem hausgemacht. Ein Garten voller Pflanzen, die eigentlich ins Allgäu gehören oder nach England. Nur nicht hierher, wo die Sommer immer trockener werden. Priesmeier sieht das pragmatisch. Wer heute noch Pflanzen wählt, die alle zwei Tage Wasser brauchen, lebt in der Vergangenheit. Sie hat schon vor Jahren angefangen umzudenken. Weg von den Diven, hin zu den Überlebenskünstlern. „Man muss halt ehrlich sein“, sagt sie. „Entweder ich gieße den ganzen Sommer oder ich pflanze was anderes.“ Sie hat sich für was anderes entschieden.

Was macht Pflanzen wirklich robust?

Standort ist alles – auch wenn’s weh tut

Die Wahrheit über Gärten ist oft ungemütlich. Da steht ein Rhododendron in der prallen Sonne und kümmert vor sich hin. Daneben ein Lavendel im Schatten, der nie richtig blüht. Dörthe Priesmeier erlebt sowas ständig. „Die Leute kaufen, was ihnen gefällt, und pflanzen es, wo Platz ist.“ Funktioniert halt nicht. Ein sonniger, trockener Hang will mediterranen Kram. Ein feuchter Schattenplatz mag heimische Waldpflanzen. Punkt. Sie hat mal einen ganzen Nachmittag damit verbracht, einer Freundin zu erklären, warum ihr Rhododendron nicht blüht. Stand seit drei Jahren in der Südlage, wurde täglich gegossen, bekam extra Dünger. Geholfen hat nichts. „Manchmal muss man Pflanzen umziehen. Oder sich von ihnen trennen.“

Der Boden macht’s

Priesmeier ist kein Fan von komplizierten Bodenanalysen. Aber ein bisschen graben schadet nicht. Steinhart nach zwei Wochen ohne Regen? Schwerer Lehm. Wasser versickert sofort? Sandiger Boden. Steht stundenlang Pfütze? Verdichtung oder Staunässe. „Man muss kein Studium haben, um zu sehen, was Sache ist.“ Ihr Geheimrezept ist simpel: Kompost drauf, Mulch drum herum. Macht sandige Böden besser, schwere Böden lockerer. Und sieht ordentlich aus.

Pflanzen, die wirklich durchhalten

Mediterrane sind die neuen Deutschen

Lavendel wächst mittlerweile überall. Auch in Schleswig-Holstein. Dörthe Priesmeier hat das vor zwanzig Jahren noch nicht geglaubt. Heute stehen in ihrem Garten Rosmarin-Büsche, die älter sind als mancher Apfelbaum.

„Einmal angewachsen, vergessen die, dass sie gegossen werden müssen.“

Ihr neuer Liebling ist Zistrose. Kennt kaum jemand, sieht aber fantastisch aus. Weiße Blüten wie Seidenpapier, den ganzen Juni über. Braucht null Wasser, wird nie krank, ist absolut winterhart. „Wenn ich nur eine Pflanze empfehlen dürfte, wär’s die.“

Salbei ist sowieso ein Klassiker. Nicht nur der violett blühende, auch die anderen Arten. Priesmeier hat verschiedene Sorten im Garten. „Blühen von Mai bis Oktober, riechen gut, sehen gut aus. Was will man mehr?“

Heimische Wildstauden – unterschätzt und übersehen

Während alle nach exotischen Schönheiten suchen, wachsen die besten Pflanzen quasi vor der Haustür. Schafgarbe zum Beispiel. Gibt’s in weiß, rosa, gelb, rot – blüht monatelang und übersteht jeden Sommer. Wiesensalbei ist noch so ein Kandidat. Violette Blütenkerzen von Juni bis September, mögen Bienen und Hummeln, brauchen nie Wasser. „Sieht aus wie aus dem englischen Landhaus-Magazin, ist aber zäher als jede Hybrid-Rose.“

Dörthe Priesmeier schwärmt auch für Königskerze. Wird zwei Meter hoch, gelbe Blütenturm, unverwüstlich. „Sät sich selbst aus, wandert durch den Garten, macht was sie will. Perfekt.“

Alte Obstsorten kennen noch echte Sommer

Moderne Äpfel sind Weicheier. Alte Sorten wie Boskoop oder Gravensteiner haben schon ganz andere Zeiten erlebt. Priesmeier schwört auf ihren Kaiser Wilhelm, gepflanzt 1987. „Hat jeden Sommer überlebt, trägt immer noch wie verrückt.“

Das Obst schmeckt auch besser. „Nicht so süß-langweilig wie die Supermarkt-Äpfel.“

Dörthe Priesmeier rät: Wasser sparen, aber richtig

Mulch ist besser als jede Bewässerungsanlage

Priesmeier mulcht alles. Rindenschnitzel um die Sträucher, Grasschnitt ins Gemüsebeet, altes Laub zwischen die Stauden. Sieht ordentlich aus und spart Gießwasser.

Regentonne gehört zur Grundausstattung

Eigentlich logisch, macht trotzdem kaum jemand. Hobbygärtnerin Priesmeier hat drei Regentonnen, alle miteinander verbunden. Das Regenwasser ist auch besser für empfindliche Pflanzen. „Kalkiges Leitungswasser mögen viele nicht. Regenwasser schon“, berichtet sie.

Rasen? Muss das sein?

Der klassische Rasen ist ein Auslaufmodell. Jedenfalls dort, wo niemand drauf spielt oder liegt. Dörthe Priesmeier hat verschiedene Alternativen getestet:

  • Wildblumenwiese: Wird einmal im Jahr gemäht, blüht den ganzen Sommer. „Sieht wild aus, ist aber entspannter als jeder Rasen.“
  • Thymian-Teppich: Für kleinere Flächen perfekt, duftet bei jedem Tritt.
  • Trockenrasen-Mischung: Spezielle Gräser, die auch bei Dürre grün bleiben.
  • Kies mit Stauden: Pflegeleicht und modern. „Nicht jedermanns Sache, aber praktisch.“
  • Bodendecker-Mix: Verschiedene niedrige Stauden ergeben bunte Teppiche.

Die Mischung macht’s. Ein bisschen Rasen für die Kinder, Wildblumen für die Optik, Kies für klare Kanten.

Schatten schaffen für später

Bäume sind die beste Klimaanlage

Wer heute pflanzt, denkt an übermorgen. Kleinere Gehölze gehen auch: Kornelkirsche, Felsenbirne, Holunder. Wachsen schneller, werden nicht so groß, tragen oft essbare Früchte.

Pergolen und Rankhilfen für den Sofort-Effekt

Wo Bäume zu langsam wachsen oder zu groß werden, helfen Konstruktionen. Dörthe Priesmeier baut einfache Rankhilfen aus Holzpfosten und Draht. „Wilder Wein oder Hopfen dran, nach zwei Jahren ist das grün überwachsen.“

Material macht Mikroklima

Was heizt, was kühlt

Große Steinflächen werden heiß wie Herdplatten. Holz bleibt angenehm. Priesmeier mischt verschiedene Materialien. „Hauptsache, es passt zur Gegend und wird nicht zur Bratpfanne.“ Versiegelte Flächen vermeidet sie komplett. „Beton speichert Hitze bis in die Nacht. Das macht jeden Kühlungseffekt zunichte.“

Ein Garten, der bleibt

Klimafitte Gärten sind keine Notlösung. Sie haben ihren eigenen Charakter, ihre eigene Schönheit. Pflanzen, die schwierige Zeiten überstehen, entwickeln oft interessante Formen oder Farben. Eine silbrige Fetthenne sieht völlig anders aus als eine grüne Hosta, aber nicht schlechter.

Dörthe Priesmeier hat ihre Meinung über perfekte Gärten längst geändert. „Perfekt ist, was funktioniert. Was in zehn Jahren noch da ist, wenn andere längst aufgegeben haben.“ Ihre Gärten sehen nicht aus wie aus dem Katalog. Dafür blühen sie auch im dritten Dürresommer noch.

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