Alte Gemüsesorten neu entdecken: Dörthe Priesmeier verrät ihre Tipps für Anbau & Genuss im Herbstgarten

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Dörthe Priesmeier zeigt, wie traditionelle Gemüsesorten den Herbstgarten bereichern

Im eigenen Garten wachsen oft die gleichen Sorten: Tomaten, Zucchini oder Salat. Dörthe Priesmeier erinnert daran, dass es unzählige alte Gemüsesorten gibt, die heute fast vergessen sind. Pastinaken, Schwarzwurzeln oder Zuckerhut-Salat sind nicht nur robust und pflegeleicht, sondern bringen auch Abwechslung auf den Teller. Diese Schätze erzählen Geschichten von bäuerlicher Tradition, regionaler Vielfalt und nachhaltiger Ernährung. Wer alte Sorten kultiviert, trägt dazu bei, Artenvielfalt zu bewahren und den Geschmack neu zu entdecken.

In Zeiten von Klimawandel und industrieller Landwirtschaft erleben alte Gemüsesorten eine echte Renaissance. Dörthe Priesmeier sieht in ihnen einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität und Ernährungssicherheit. Alte Sorten sind oft widerstandsfähiger, haben ein intensiveres Aroma und gedeihen auch auf kleineren Flächen. Viele von ihnen sind an regionale Böden und klimatische Bedingungen angepasst, wodurch sie weniger Dünger oder Pestizide benötigen. Im Herbst sind besonders Wurzelgemüse, alte Kohlsorten oder seltene Salate interessant, die nicht nur schmackhaft, sondern auch gesund sind. Wer sie anbaut, leistet einen aktiven Beitrag zum Erhalt genetischer Vielfalt. Zudem eröffnen diese Sorten neue kulinarische Möglichkeiten: vom deftigen Pastinaken-Eintopf bis zum frischen Wintersalat. Alte Gemüsearten verbinden Nachhaltigkeit, Genuss und Kulturgeschichte.

Der Zauber alter Gemüsesorten

Alte Gemüsesorten sind weit mehr als nostalgische Erinnerungen aus Großmutters Zeiten. Sie tragen das Wissen vergangener Generationen in sich und sind lebendiger Ausdruck regionaler Vielfalt. Während moderne Hybridsorten vor allem auf maximalen Ertrag und Einheitlichkeit gezüchtet wurden, überzeugen alte Sorten durch etwas ganz anderes: durch Charakter, unverwechselbaren Geschmack und eine beeindruckende Widerstandskraft.

In vielen Gärten dominieren heute die immer gleichen Gemüsearten – perfekt geformt, ertragreich, aber oft ohne besondere Eigenheiten. Dabei schlummert in alten Sorten ein Reichtum, der wieder entdeckt werden will. Jede dieser Pflanzen erzählt ihre eigene Geschichte: von den Böden, auf denen sie gewachsen ist, von den Menschen, die sie über Jahrhunderte kultiviert haben, von klimatischen Besonderheiten und regionalen Vorlieben.

Was diese traditionellen Sorten besonders macht, ist ihre Anpassungsfähigkeit. Sie haben sich über lange Zeiträume hinweg bewährt, haben harte Winter überstanden und trockene Sommer gemeistert. In ihren Genen steckt ein Erfahrungsschatz, den keine moderne Züchtung in wenigen Jahren erschaffen kann. Und genau das macht sie heute, in Zeiten des Klimawandels, so wertvoll für unsere Gärten.

Alte Gemüsesorten im Fokus – Tipps von Dörthe Priesmeier

Viele dieser besonderen Pflanzen entfalten gerade im Herbst ihre volle Pracht. Der Herbstgarten ist der ideale Ort, um mit Klassikern wie Pastinaken, Topinambur oder Schwarzwurzeln zu beginnen. Sie gedeihen in unseren Breiten problemlos und bereichern die Küche um Aromen, die kaum jemand mehr kennt – und die überraschen, wenn man sie das erste Mal probiert.

Die Auswahl ist größer, als die meisten denken. Hier einige Beispiele, die sich besonders lohnen:

  • Pastinaken: Mit ihrem süßlich-würzigen Aroma sind sie ideal für cremige Suppen und samtige Pürees – ein echter Herbstklassiker, der Wärme von innen spendet
  • Schwarzwurzeln: Nicht umsonst werden sie auch „Winterspargel“ genannt – ihr nussiges Aroma erinnert tatsächlich an den edlen Frühlingsboten, nur eben winterfest
  • Topinambur: Diese knollige Pflanze ist nicht nur robust und anspruchslos, sondern auch vielseitig einsetzbar – ob roh im Salat oder geröstet als Beilage
  • Zuckerhut-Salat: Ein winterharter Salat mit leicht bitterer Note, der Frische auf den Teller bringt, wenn anderes Grün längst aufgegeben hat
  • Mangold: Mit seinen bunten Stielen ist er nicht nur ein optischer Hingucker, sondern steckt auch voller Vitamine und Mineralstoffe

Was all diese Sorten verbindet: Sie sind unkompliziert im Anbau und verzeihen auch mal einen Anfängerfehler. Dörthe Priesmeier ermutigt dazu, einfach zu experimentieren und herauszufinden, welche Sorten zum eigenen Garten und Geschmack passen. Manchmal entwickelt sich aus einem ersten Versuch eine echte Leidenschaft.

Warum alte Sorten heute wichtiger sind denn je

Neben dem kulinarischen Wert, der allein schon Grund genug wäre, haben alte Sorten auch eine wichtige ökologische Bedeutung. Sie sind oft deutlich anpassungsfähiger an unterschiedliche Klima- und Bodenverhältnisse – eine Eigenschaft, die in Zeiten des Klimawandels immer wertvoller wird. Während moderne Hochleistungssorten oft auf optimale Bedingungen angewiesen sind, kommen die robusten Alten auch mit weniger idealen Situationen zurecht. Zudem sind sie ein lebendiger Teil unseres kulturellen Erbes. Jede Region hatte einst ihre eigenen Sorten, die perfekt an die lokalen Gegebenheiten angepasst waren. Dieses Wissen droht zu verschwinden, wenn wir es nicht bewahren. Der Erhalt alter Sorten schützt nicht nur genetische Vielfalt, sondern bietet auch eine wertvolle Grundlage für künftige Züchtungen. Dörthe Priesmeier weist darauf hin: Wer weiß, welche Eigenschaften wir in Zukunft dringend brauchen werden?

Vielfalt im Garten bedeutet Stabilität im gesamten Ökosystem – ein Argument, das immer mehr Hobbygärtner überzeugt. Ein bunter Mix verschiedener Sorten lockt unterschiedliche Nützlinge an, verteilt Risiken und macht den Garten widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge. Es entsteht ein natürliches Gleichgewicht, das sich fast von selbst einstellt, wenn man der Vielfalt Raum gibt. 

Praktische Tipps für den Herbstgarten

Damit alte Gemüsesorten im eigenen Garten wirklich gedeihen und ihre volle Pracht entfalten können, helfen ein paar bewährte Grundsätze. Diese sind nicht kompliziert, machen aber den entscheidenden Unterschied zwischen mittelmäßigem und ausgezeichnetem Erfolg.

Standortwahl mit Bedacht

Die meisten alten Sorten gelten zwar als robust und anspruchslos, dennoch sollte man ihre speziellen Bedürfnisse kennen und respektieren. Wurzelgemüse wie Pastinaken oder Schwarzwurzeln bevorzugen lockere, tiefgründige Böden, in denen sie ihre langen Wurzeln ungehindert ausbilden können. Schwere, verdichtete Erde führt zu verkrüppelten oder gespaltenen Wurzeln.

Salate wie der Zuckerhut hingegen schätzen eher halbschattige Plätze, besonders in der Herbstsonne. Zu viel direkte Sonneneinstrahlung kann sie bitter werden lassen, zu wenig Licht macht sie anfällig für Fäulnis. Die goldene Mitte zu finden, ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Fruchtfolge beachten. Alte Sorten sind oft empfindlicher gegenüber Bodenmüdigkeit als moderne Züchtungen. Wechselnde Standorte von Jahr zu Jahr halten den Boden gesund und die Pflanzen vital.

Pflege und Anbau – weniger ist oft mehr

Wichtig ist eine schonende, naturnahe Bewirtschaftung. Viele alte Sorten kommen hervorragend ohne künstliche Dünger aus, wenn sie regelmäßig mit gutem Kompost versorgt werden. Dieser liefert nicht nur Nährstoffe, sondern verbessert auch die Bodenstruktur und fördert das Bodenleben. Bei der Aussaat sollte man auf samenfestes Saatgut achten. Anders als bei Hybriden kann man aus alten Sorten eigenes Saatgut gewinnen und so Jahr für Jahr weiterkultivieren. Das spart nicht nur Geld, sondern die Pflanzen passen sich auch immer besser an die spezifischen Gartenbedingungen an.

Geduld ist ebenfalls eine Tugend: Manche alten Sorten brauchen etwas länger bis zur Reife als ihre modernen Verwandten. Dafür werden sie mit intensiverem Geschmack und besserer Lagerfähigkeit belohnt. Dieser langsamere Rhythmus entschleunigt und verbindet uns enger mit den natürlichen Zyklen.

Ernte und Lagerung – Vorräte für den Winter

Eine der großen Stärken vieler alter Sorten ist ihre hervorragende Lagerfähigkeit. Pastinaken und Schwarzwurzeln können sogar im Boden überwintern – bei Bedarf einfach ausgraben, und man hat frisches Gemüse mitten im Winter. Eine dicke Mulchschicht schützt dabei vor zu strengem Frost.

Zuckerhut-Salat lässt sich wochenlang an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahren, ohne an Qualität zu verlieren. Topinambur-Knollen bleiben in einer Kiste mit leicht feuchtem Sand bis ins Frühjahr knackig. Diese traditionellen Lagermethoden sind nachhaltig, energiesparend und funktionieren seit Generationen.

Ein kleiner Tipp: Bei der Ernte sollte man vorsichtig vorgehen. Beschädigte Stellen verkürzen die Haltbarkeit erheblich. Lieber etwas mehr Zeit nehmen und dafür länger Freude an der Ernte haben.

Genussvolle Rezepte mit alten Gemüsesorten

Die Rückkehr alter Gemüsesorten in unsere Gärten inspiriert auch die Küche auf wunderbare Weise. Ob klassische Hausmannskost, wie sie schon unsere Großeltern gekocht haben, oder moderne Interpretationen mit überraschendem Twist – die Aromen sind vielfältig und oft intensiver als bei Standardgemüse.

Ein Püree aus Pastinaken mit einem Hauch Muskat schmeckt zum Beispiel wunderbar erdig und intensiv – ganz anders als das übliche Kartoffelpüree, aber mindestens genauso befriedigend. Dörthe Priesmeier empfiehlt auch einen Auflauf mit Topinambur, der cremig wird und eine leicht süßliche Note entwickelt, die perfekt mit herzhaften Zutaten harmoniert.

Wer es frischer und leichter mag, serviert Zuckerhut-Salat mit dünn geschnittenen Apfelspalten und gerösteten Walnüssen – ein echter Herbstklassiker, der die leichte Bitterkeit des Salats mit der Süße des Apfels und dem nussigen Aroma der Walnüsse perfekt verbindet. Dazu ein einfaches Dressing aus Olivenöl und Balsamico, und schon hat man ein Gericht, das einfach und raffiniert zugleich ist.

Schwarzwurzeln lassen sich ähnlich wie Spargel zubereiten: geschält, in Butter geschwenkt und mit frischen Kräutern verfeinert. Ihr nussiges Aroma macht sie zu einer edlen Beilage, die auch Gäste beeindruckt.

Vielfalt für Garten und Küche

Alte Gemüsesorten sind mehr als eine Modeerscheinung oder nostalgische Spielerei. Sie sind eine echte Einladung, den Garten neu zu entdecken und kulinarische Horizonte zu erweitern. Sie bereichern nicht nur den Speiseplan um vergessene Geschmackserlebnisse, sondern tragen aktiv zum Erhalt von Biodiversität bei – ein Beitrag, den jeder Hobbygärtner leisten kann.

Wer sich auf Pastinaken, Schwarzwurzeln oder Topinambur einlässt, erlebt einen Garten, der Tradition und Zukunft auf harmonische Weise verbindet. Diese Pflanzen brauchen keine aufwendige Pflege, keine teuren Spezialdünger, keine komplizierten Techniken. Was sie brauchen, ist ein bisschen Platz, etwas Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich auf Neues – oder besser gesagt: auf Wiederentdecktes – einzulassen. Dörthe Priesmeier bringt es auf den Punkt: Wer alte Sorten anbaut, kultiviert nicht nur Gemüse, sondern auch ein Stück Kultur.

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